
Wolf Lepenies, Dr. Dr. h.c. mult.
Rektor des Wissenschaftskollegs (1986-2001), Professor (em.) der Soziologie
Freie Universität Berlin
Geboren 1941 in Deuthen, heute Polen
Studium der Soziologie, Philosophie und Publizistik in München, Münster und Berlin
Arbeitsvorhaben
Das deutsch-französische Verhältnis im Prozess der europäischen Integration
Das Barcelona Center for Foreign Affairs (CIDOB) hat europäische Politiker und Wissenschaftler eingeladen, an einem Projekt mitzuwirken, das die Rolle Deutschlands im Prozess der europäischen Integration untersuchen soll: Pax Germanica? The Rise and Limits of German Hegemony in European Integration. An diesem Projekt beteilige ich mich mit einem Essay, dessen Redaktion fast abgeschlossen ist: Germany and France – The Elusiveness of a Joint Hegemony. Darin beschreibe ich, wie im Prozess der europäischen Einigung Frankreich und Deutschland miteinander ein hegemoniales Duo bildeten, das die Entwicklung Europas entscheidend beeinflusste. Die hegemoniale Balance zwischen beiden Ländern ging verloren, als Deutschland nach der Wiedervereinigung und nach der Osterweiterung der EU sowohl die ökonomische als auch die politische Führungsrolle innerhalb der EU übernahm. In der Präsidentschaft Nicolas Sarkozys reagierte Frankreich darauf mit der Wiederbelebung eines alten Plans, in Europa gegen deutsches Dominanzstreben eine Allianz der „lateinischen Nationen“ zu bilden. Durch deutsches Veto zunächst verhindert, hat Emmanuel Macron diesen Plan wieder aufgenommen und der französischen Diplomatie die Anweisung gegeben, in Europa den Südkontakten Frankreichs Priorität einzuräumen. Es bleibt abzuwarten, wie sich als Folge des Überfalls von Wladimir Putin auf die Ukraine das staatliche Beziehungsgeflecht innerhalb Europas verändert und welche Auswirkungen es auf die deutsch-französischen Beziehungen haben wird.Emmanuel Macron - der unvollendete Gaullist
Ad 2. Als Reaktion auf die gegenwärtigen Turbulenzen der französischen Politik plane ich einen Essay, der die Politik Emmanuel Macrons vor dem Hintergrund des politischen Erbes Charles de Gaulles analysiert. De Gaulle schuf mit der Verfassung der V. Republik eine „Präsidialmonarchie“. Macron verkörpert das monarchische Element des Gaullismus wie kein anderer Präsident vor ihm – aber er missachtet, dass sich nach dem Willen de Gaulles die Legitimation präsidialer Macht nicht zuletzt der durch die Verfassung gewährten Möglichkeit verdankt, über politische Maßnahmen des Präsidenten eine Volksabstimmung herbeizuführen. Diese Missachtung ist eine Ursache der gegenwärtigen politischen Krise in Frankreich und wird zu einer Destabilisierung der V. Republik führen.Lektüreempfehlung
Lepenies, Wolf. Kultur und Politik: Deutsche Geschichten. München: Hanser, 2006.
—. Die Macht am Mittelmeer: Französische Träume von einem anderen Europa. München: Hanser, 2016. Französisch: Le Pouvoir en Méditerranée: Un rêve français pour une autre Europe. Paris: Éditions de la Maison des sciences de l’homme, 2020.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Lepenies, Wolf (Berlin, 2022)
Poland und Ukraine : Verflochtene Geschichte, geteilte Erinnerung in Europa Essays of the Forum Transregionale Studien ; 2022, 9
Lepenies, Wolf (München, 2016)
Die Macht am Mittelmeer : französische Träume von einem anderen Europa
Lepenies, Wolf (2014)
Von der notwendigen Untreue der Übersetzungen : Laudatio auf Eva Moldenhauer und Bernard Lortholary
Lepenies, Wolf (Berlin, 2013)
Royaldemokratie und Gründercharisma : Peter Wapnewski und das Wissenschaftskolleg
Lepenies, Wolf (Berlin, 2012)
Exile and binationalism Carl Heinrich Becker lecture der Fritz Thyssen Stiftung ; 2011 = [5]
Lepenies, Wolf (2010)
Einleitung zur ersten Carl Heinrich Becker Lecture der Fritz Thyssen Stiftung
Lepenies, Wolf (2010)
Lepenies, Wolf (München, 2010)
Auguste Comte : die Macht der Zeichen Edition Akzente
Lepenies, Wolf (Berlin, 2010)
Lepenies, Wolf (Berlin, 2009)
Wissenschaftskolleg zu Berlin - Institute for Advanced Study : Verleihung des Anna Krüger Preises an Martin von Koppenfels am 18. Februar 2009 Verleihung des Anna Krüger Preises an Martin von Koppenfels am 18. Februar 2009