Ausgabe 12 / Januar 2017
Editorial
von Katharina Wiedemann
30.01.2017
Das Jahr 2017 beginnt mit einer neuen Ausgabe unserer Köpfe und Ideen. Wie üblich stellen wir Ihnen eine Auswahl von Fellows und deren Arbeit im Wissenschaftskolleg vor.
Das Kolleg wird gern anhand seiner, betrachtet man zunächst die Oberfläche, komfortabel bis luxuriös erscheinenden Aspekte beschrieben. Eine alte Villa im Grunewald mit Täfelung und Tafel. Dabei übersieht man leicht, dass es im Innern eine Werkstatt ist – genauer: dass es eine Vielzahl von Werkstätten beherbergt, in denen Denkarbeiterinnen und -arbeiter hartnäckig schuften. Einige dieser intellektuellen Schmieden, Gießereien oder auch Backstuben haben wir ins Bild gesetzt.
Den Anfang unserer digitalen Ausgabe macht die Schwerpunktgruppe Ursachen und Konsequenzen der Variation im Geschlechterverhältnis adulter Wirbeltiere. Sie geht der Frage nach, wie sich schwankende Geschlechterverhältnisse in unterschiedlichen Spezies auf die Entwicklung ihrer Populationen auswirken. Was bedeuten solche Schwankungen für die Geschlechterrollen? Die Wissenschaftsautorin Manuela Lenzen stellt Ihnen die vier Mann starke Schwerpunktgruppe vor.
28.02.2017
In Zeiten fortgeschrittener Digitalisierung glaubt man, vertiefte Begriffsklärung oder bibliografisches Arbeiten finde vor allem am Computer statt. Aber bisweilen sitzen Fellows wenig bequem direkt am Bücherregal – und kommt man zwei Stunden später wieder des Wegs, sitzen sie immer noch dort. Vermutlich nur äußerlich unverändert.
Hier zu sehen am Beispiel von Lena Lavinas. Sie ist Ökonomin an der Universität von Rio de Janeiro und nutzt ihre Zeit am Wissenschaftskolleg, um an Fragen der Finanzialisierung und der Wohlfahrtspolitik zu arbeiten.
26.04.2017
Immer öfter trifft man Fellows, die zum Nachdenken, Schreiben oder Lesen die halböffentlichen Orte des Kollegs oder des Grunewalds der Stille und Zurückgezogenheit ihrer Arbeitszimmer für eine Weile vorziehen. Dann sieht man konzentriert Versunkene im Clubraum, dem Restaurant, einem nahegelegenen Café oder im Garten.
Offensichtlich liest und denkt es sich dort - freundliche Witterung vorausgesetzt - ganz gut. Hier im Bild der iranisch-amerikanische Soziologe Asef Bayat. Er blickt zurück auf den Arabischen Frühling und diagnostiziert: Postislamismus.
10.05.2017
Der Verfassungsrechtler und Europaexperte Dieter Grimm ist gleichermaßen in Hörsälen wie Gerichtssälen intellektuell beheimatet. Weder als Verfassungsrichter noch als Hochschullehrer aber hat er sich je von seinem Auditorium entfernt, um auf die Kanzel zu steigen. Er argumentiert aus der Perspektive des Staatsbürgers.
Am 11. Mai feiert Dieter Grimm seinen 80. Geburtstag. Dazu gratulieren wir ihm von Herzen - und nehmen das Datum zum Anlass, Sie und uns mit einem Gespräch zwischen ihm und Jürgen Kaube zu beschenken.
8.06.2017
Die Arbeitszimmer, die das Kolleg für die Fellows bereithält, sehen vor Beginn eines akademischen Jahres alle recht ähnlich aus. Nach Ankunft der Fellows verwandeln sie sich rasch in individuelle Mikrokosmen, die man in vielen Fällen aber kaum zu sehen bekommt. Die Kunsthistorikerin und Journalistin Julia Voss hat uns jedoch ohne Zögern in ihre Werkstatt eingeladen.
Sie arbeitet an einer Monografie über die Malerin Hilma af Klint und ihre auffällige Abwesenheit in der Entwicklungsgeschichte der Abstraktion. Voss‘ kunst- wie auch wissenschaftshistorisches Interesse schließt dabei die Naturwissenschaften ausdrücklich ein, weshalb der Literaturwissenschaftler Hans-Joachim Neubauer sie folgerichtig zu einem Gespräch im Berliner Naturkundemuseum getroffen hat.