Juliane Vogel, Dr. phil.

Professor of Modern German Literature and Literary Studies

University of Konstanz

Born in 1959 in Mainz, Germany
Studied German and English Language and Literature at the University of Vienna and the University of Freiburg

Project

Traveling Forms. A Glossary

Im kommenden Forschungsjahr werde ich eine Buchpublikation vorbereiten, die zentrale Begriffe des von mir an der Universität Konstanz geleiteten und von der NOMIS Foundation finanzierten Forschungsprojekts „Traveling Forms“ vorstellen wird. Erstellt werden soll ein Glossarium von Begriffen, mit dessen Hilfe die Migration ästhetischer und sozialer Formen beschrieben werden kann. Dabei untersuchen wir sowohl aus literaturwissenschaftlicher wie anthropologischer Perspektive den Zusammenhang von Formwandel und Ortswechsel. Grundlegend ist dabei die Annahme, dass Formen sich verändern, wenn sie kulturelle, politische, soziale oder nationale Grenzen überschreiten, dass sie sich aber auch umgekehrt nur dann erhalten und stabilisieren können, wenn sie immer wieder aufs Neue relokalisiert und adaptiert werden. Als Literaturwissenschaftlerin werde ich mich vor allem auf Stichworte konzentrieren, die das Traveling und die Reisewege literarischer Gattungen betreffen. Dabei geht es neben den Prozessen der Relokalisierung auch um die Herstellung von Reiseformen. Welche formalen Operationen steigern die Übertragbarkeit und Portabilität einer Form? Welche Rolle spielen Fragmentierung, Miniaturisierung oder die Lockerung formaler Zusammenhänge? Aber auch: Welche politischen und kulturellen Kontexte fördern bzw. verhindern das Reisen einer Form?
Außerdem bereite ich gemeinsam mit Carlos Spoerhase ein Forschungsvorhaben zum Thema „Grammatik und Geschichte“ vor, das am Wissenschaftskolleg angesiedelt werden soll. Wir wollen das sprachliche Formenrepertoire der Literatur auf der Ebene präzise bestimmbarer grammatischer Phänomene untersuchen und sowohl historisch und systematisch die historischen Gestaltungspotenziale, Darstellungs- und Affektlogiken aufdecken, die mit grammatischer Formgebung verbunden sind. Auf diese Weise möchten wir die tief liegende Geschichtlichkeit der formbildenden Kraft der Grammatik sichtbar machen.

Lektüreempfehlung

Menke, Bettine, und Juliane Vogel, Hg. Flucht und Szene: Perspektiven und Formen eines Theaters der Fliehenden. Berlin: Theater der Zeit, 2018.
Vogel, Juliane. Aus dem Grund: Auftrittsprotokolle zwischen Racine und Nietzsche. Paderborn: Fink, 2018.

Colloquium, 23.09.2025

Navigating by Sentences

The lecture deals with the performative power of single sentences. Small forms like sententiae or maxims offer indispensable action and orientation knowledge in uncertain situations. Pithy sayings are at hand when uncertain situations need to be interpreted, decisions need to be made, and precarious circumstances overcome. They unfold their guiding power when traveling or, in the face of other grave challenges, they provide survival aid when other means are lacking or fail. Sentences like “To be or not to be, that is the question,” are spoken on the threshold to death. The lecture explores this use of sentences in pre-modern and modern examples and asks: what makes sentences work, and what makes them proverbial common property that is passed on from mouth to mouth? In doing so, it aims to highlight the tension between navigational risk and the commonplace, between generalization and trivialization.