Dienstagskolloquium - Arbeitsbericht10.10.2017
Trust and Reputation in the Digital World
Professor (em.) der Soziologie
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Geboren 1951 in Lübeck
Studium der Soziologie und Psychologie an den Universitäten Hamburg und Wien
Ist es möglich, dass Kooperation in einer "Hobbesschen" Welt unter anonymen Akteuren entsteht, ohne irgendeine Form staatlicher Regulierung? Reputation, "image scoring" (Nowak und Sigmund 1994) und "signalling" sind verwandte und effektive Mechanismen zur Förderung kooperativen Handelns. Vorausgesetzt, der "Schatten der Zukunft" (Axelrod 1984) ist hinreichend groß, kann Kooperation bei wiederholten Interessenkonflikten entstehen. Im Unterschied hierzu informiert Reputation über vergangenes Verhalten und kann so, quasi mit dem "Schatten der Vergangenheit", kooperatives Handeln aufrechterhalten, selbst wenn sich Tauschpartner nur einmal begegnen. Insbesondere ökonomische Transaktionen setzen voraus, dass die Partner einander Vertrauen entgegenbringen (Kollock 1994). Forschungen aus der Anthropologie, Wirtschaftsgeschichte (Greif 1989) und Spieltheorie (Milgrom et al. 1990) zeigen, dass Reputationsmechanismen, basierend auf den jeweils zeitgenössischen Technologien, dazu beigetragen haben, dass sich ökonomische Transaktionen entwickeln konnten. Heute ist Reputationsbildung ein wirkungsvoller Mechanismus, um Kooperation auf digitalen Märkten zu erzeugen (Diekmann et al. 2014), sogar auf den illegalen Märkten im "Darknet". Aber es gibt auch Schattenseiten von Reputationssystemen, wenn Informationen unzuverlässig oder sogar gefälscht sind. Zudem gibt es ein Anreizproblem, verlässliche Informationen zu liefern. Denn ein Reputationssystem ist ein Kollektivgut und eigennützige Trittbrettfahrer haben kein Interesse, zum Kollektivgut beizutragen. Empirische Studien zeigen aber, dass das Kollektivgutproblem durch das psychologische Motiv "altruistischer Reziprozität" (Gintis 2000) gelöst werden kann.
In meinem Vortrag möchte ich diese und weitere Probleme dezentraler und selbst-organisierter Reputationssysteme anhand von historischen Fallstudien, experimentellen Studien und statistischen Analysen großer Datensätze von Online-Auktionen behandeln.
Diekmann, Andreas (
2018)
Experimentelle Studien und Repräsentativität : zur Klärung einiger Irrtümer und Missverständnisse
Diekmann, Andreas (
2017)
Fürchtet die Löwen!
Diekmann, Andreas (
Reinbek bei Hamburg,
2016)
Spieltheorie : Einführung, Beispiele, Experimente
rowohlts enzyclopädie
Diekmann, Andreas (
2016)
Take one for the team : inequality and the evolution of norms of cooperation in a volunteer's dilemma
Diekmann, Andreas (
2015)
The logic of relative frustration : Boudon's competition model and experimental evidence
Diekmann, Andreas (
2015)
Punitive preferences, monetary incentives and tacit coordination in the punishment of defectors promot cooperation in humans
Diekmann, Andreas (
2014)
Reputation formation and the evolution of cooperation in anonymous online markets
Diekmann, Andreas (
2013)
Individual heterogeneity and costly punishment : a volunteer's dilema
Diekmann, Andreas (
2012)
Temporal embeddedness and signals of trustworthiness : experimental tests of a game theoretic model in the United Kingdom, Russia, and Switzerland
Diekmann, Andreas (
2009)
Trust and reputation in internet auctions